Wir sind Kinder einer Erde

Ulrike Bliefert • 22. November 2025
Wir sind Kinder einer Erde - GRIPs Theater
Das Lied hab ich anno 1973 aus voller Seele auf der Bühne des GRIPS-Theaters in Berlin geschmettert! 
Das Stück hieß „Ein Fest bei Papadakis“: Der Grieche Vasili gerät auf einem Berliner Campingplatz mit Willi, dem Insassen des Nachbarzelts aneinander. „Hier riecht´s ja noch nach Knoblauch!“ „Und hier nach ... Sauerkraut!“
Willis Tochter Vera und ihr Bruder Dieter zeigen den beiden Streithähnen am Ende – zusammen mit Vasilis Sohn Jannis und dem türkischen Mädchen Ayse, das noch neu in Deutschland ist – auf spielerisch-witzige Weise, wie toll es ist, friedlich miteinander zu leben und voneinander zu lernen.
Heute – über ein halbes Jahrhundert später – hat diese Vision nichts von ihrer Relevanz verloren. Und das GRIPS-Theater ist nach wie vor ein Ort, an dem Erwachsene Kinder und Jugendliche ernst nehmen und mit ihnen gemeinsam – mal wütend, mal empört oder fast verzweifelt, aber immer mit Humor – nach Lösungen suchen. 
Wir leben in einer Zeit, in der Erwachsene müde geworden sind. Erschöpft von Krisen, verunsichert von Politik, überfordert von einer Welt, die sich immer schneller verändert – oder umgekehrt: so langsam, dass einem Angst und Bange werden kann. 
Viele ziehen sich zurück, manche resignieren, wieder andere sind von der puren Existenzsicherung überfordert. Und die Kinder spüren das. Sie hören, was nicht gesagt wird und sie sehen, was man vor ihnen verbergen möchte. 
Und deshalb brauchen sie Geschichten.
Geschichten, in denen Fehler erlaubt sind, Geschichten, in denen man Angst haben darf – aber nicht allein bleibt.
Geschichten, in denen kleine Menschen große Fragen stellen dürfen – und niemand lacht darüber.
Und sie brauchen vor allen Dingen Geschichten, die Mut machen, ohne zu beschönigen und die trotz aller Ohnmachtsgefühle Platz für Hoffnung lassen: 

Geschichten verändern nicht die Welt.
Aber sie verändern Menschen.
Und Menschen verändern die Welt.

Ich glaube, dass Kinder und Jugendliche Verbündete brauchen. Keine perfekten Vorbilder, sondern Menschen, die kämpfen, zweifeln, scheitern und trotzdem nicht aufgeben. Und vor allen Dingen Menschen, die mit ihnen gemeinsam lachen.
Ich hoffe, Benedikt und ich können mit unserem ersten „Penzline“-Buch“ schonmal ein wenig dazu beitragen. Das nächste wird ein illustrierter Erzählband; er ist im Kopf bereits fast fertig ;o)
Herzlich Ulrike

von Ulrike Bliefert 22. November 2025
Ich muss zugeben, ich bin ein Recherche-Freak. Ich kann Stunden damit verbringen, irgendwelche Belanglosigkeiten minutiös zu recherchieren, und astrologisch bin ich der beste Beweis für “typisch Jungfrau“: detailversessen, pingelig, eine absolute Korinthenkackerin, oder wie man in der Schweiz sagt, “e Tüpflischiesser“ (wörtlich: eine Pünktchenschieterin). Entsprechend tüpflischiesserisch hab ich natürlich auch das Outfit unserer kleinen Hexe Penzline recherchiert; quer durch die Zeiten: Wie wurden Hexen dargestellt und vor allen Dingen, was hatten sie an? Ich werde euch jetzt nicht mit Flickenkleidern, Häkeltüchern oder Turbanen, Schlafmützen und ähnlichen Kopfbedeckungen langweilen, denn wie der Zufall es wollte, fiel mir beim Aufräumen ein Foto aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in die Hände. Cousine Trudi (s. Foto)! Und schlagartig wurden Erinnerungen wach, denn genau so einen Trägerrock und so ein Kopftuch hatte ich damals auch! Alle Mädchen hatten das! Mein Trägerrock war aus einem Rest Mohair-Mantelstoff genäht und kratzte furchtbar, aber das Kopftuch war weich und warm und gefiel mir sehr. Cousine Trudis unterm Kinn geknotetes Kopftuch fand ich für unsere Penzline allerdings ein bisschen altbacken. Aber schließlich (siehe oben unter “Recherchenfreak“!) fand ich die zauberhaften Grimms-Märchen Illustrationen von Otto Kubel (1868-1951), da haben die Mädchen auch durchaus flott im Nacken gebundene Kopftücher (s. Abb. 1). Voilá: So auch unsere Penzline! Und ihr Trägerrock wurde modisch modifiziert zu einer Mischung aus Schürze und Känguruhtasche. Und die Farbe ihres Kleides fanden wir bei Otto Kubels “Dornröschen“ (s. Abb. 2) Trotzdem: Ein bisschen Ähnlichkeit mit Cousine Trudi kann ich bei unserer Penzline immer noch entdecken. Ihr auch?
von Ulrike Bliefert 22. November 2025
Endlich gelandet. War ein langer Weg, bis ich Euch endlich zeigen kann, was für eine grosse Dichterin ich bin. Ich hab aber auch von dem besten gelernt, von Johann Heinrich Voss. Der ist zweihundert Jahre tot, meint Ihr? Tja, dann will ich Euch hier mal erzählen, wie ich es schaffe, ihn trotzdem zu besuchen.